Morgen kommen wir beim Etui-Kleid-Sew-Along zur ersten Etappe: welchen Schnitt & welchen Stoff nimmst Du? Und mitten in dieser Entscheidungsfindung kommt fast jede Teilnehmerin zu der Frage nach der passenden Größe und ob an dem Schnitt ggf. etwas verändert oder angepasst werden muss? Warum das so wichtig ist und welche Überlegungen dabei angstellt werden sollten, das verrät Meike Rensch-Bergner in dem nachfolgenden Gastartikel: 

Was für eine spannende Idee, einen Etuikleid-Sew Along zu veranstalten! Ich freue mich schon sehr auf den virtuellen Laufsteg mit den Ergebnissen des gemeinsamen Nähens, auf die unterschiedlichen Frauen in einer Vielfalt an Etuikleidern unter dem Hashtag #etuikleidSA. Mich fasziniert an dem Kleidungsstück "Etuikleid", dass eine gute Passform wirklich das A und O für dieses Kleidungsstück ist. Trotzdem ist so ein Etuikleid flott genäht und leicht anzupassen, weil es keine langen Ärmel hat. Ein Etuikleid ist ein gutes Kleidungsstück, um sich im Anpassen von Schnittmustern zu üben und ich unterstütze dich mit diesem Gastbeitrag gerne dabei. Mein Name ist Meike Rensch-Bergner, du findest meinen Blog, meine Schnittmuster und Onlinekurse unter crafteln.de. denn meine Mission ist es, Frauen dabei zu unterstützen sich selbst Kleidung zu nähen, die sie schön und stark macht.

Mein Ansatz ist es, schon vor dem Nähen ein Schnittmuster anzupassen, um die Wahrscheinlichkeit des Erfolges beim Nähen sicherzustellen. Für länge Anpassungsorgien bin ich zu faul, misslungene Nähwerke sind teurer Frust und wenn frau niemand hat, die beim Abstecken hilft, ist es auch gar nicht so einfach ein UFO zu retten. Seit dem ich verstanden habe, wie viel mehr Spaß es macht, gut passende Kleidungsstücke zu nähen und zu tragen, gebe ich mein Wissen gerne weiter. Heute verrate dir, worauf du vor dem Stoffkauf und Zuschnitt achten solltest, damit es hinterher gut passt.

 

Ein Etuikleid verschafft dir dann den großen Auftritt, wenn es eine wirklich gute Passform hat

Ein Etuikleid ist ein eher körpernahes Kleid, das die Silhouette des Körpers nachzeichnet. Selbst wenn du keine Idealfigur hast, weil sich im Laufe deines Lebens hier und da ein paar Pölsterchen angesammelt haben oder du eher der sportliche Typ mit weniger Rundungen bist, kannst du im Etuikleid eine gute Figur machen, Hauptsache, es passt! Es darf nirgendwo zu eng sein, aber auch nicht schlabbern. Du mußt dich wohlfühlen darin und darfst nicht zuppeln, dann passt es perfekt und macht dich schön, ohne dir die Show zu stehlen. Dazu braucht das Kleidungsstück überall die richtige Länge und Weite, damit es dir gut passt.

Ein Schnittmuster ist nur der Startpunkt. Wenn dir das Kleidungsstück gut passen soll, mußt du das Schnittmuster kontrollieren und gegebenenfalls mit deinen Maßen auf deinen Körper anpassen. Vermiss dazu deinen Körper - beziehungsweise lass dir beim Messen helfen - und miss auch das Schnittmuster aus, bevor du zuschneidest. Drei Körperzonen solltest du dabei besondere Aufmerksamkeit schenken: dem Brustbereich, dem Taillenbereich und dem Hüftbereich.

 

Webware oder Jersey?

Ein Etuikleid wird klassischerweise aus Webware genäht. Webware hat den Vorteil, dass sie nicht nur leicht zu nähen ist, sondern einem Kleidungsstück auch aus sich selbst heraus Form gibt. Das heißt, du kannst durch Designdetails wie Abnäher eine Silhouette erzeugen, selbst wenn der Körper darin nicht ganz so perfekt geformt ist, wie das Kleidungsstück. Dafür muß das Kleidungsstück aus Webware aber gut angepasst sein, damit es stimmig wirkt.

Ein ganz klassisches Etuikleid aus Webware ist meist gefüttert, denn das Futter sorgt dafür dass Kleidungsstücke noch schöner fallen, weil sich der Oberstoff auf dem Futter bewegen kann. Ein Kleid zu füttern, ist ein Extraaufwand und nicht jede Hobbynäherin näht gerne den flutschigen Futterstoff. Doch der Aufwand lohnt und ein gutes Viskose- oder Acetatfutter ist auch nicht schwitzig. Da das Futter nicht dehnbar ist, ist auch hierfür eine gute Passung nötig. Die Belohnung ist ein edles, gut sitzendes Kleid, das ganz subtil eine gewisse Kompetenz vermittelt.

Aber es gibt auch Schnittmuster für Etuikleider aus dehnbarem Jersey. Das scheint auf den ersten Blick leichter zu sein, da der Jersey Formfehler verzeiht. Doch willst du ein wirklich gut passendes Etuikleid aus elastischem Stoff nähen, darfst du trotz dem nachgiebigen Stoffes nicht darauf verzichten, das Schnittmuster zu kontrollieren und gegebenenfalls anzupassen. Verzieht sich der Stoff, dann fällt er nicht gleichmäßig und die Passform ist nicht optimal, obwohl großzügig betrachtet, der Körper in das Kleid hinein passt.

Mein Tipp: Kontrolliere vor dem Nähen bei Schnittmustern die Weite an Brust, Taille und Hüfte und die Lage dieser drei Körperstellen im Schnittmuster durch senkrechte Messungen, egal, ob du ein Kleid aus Webware oder Jersey nähen willst, dann sitzt später alles dort, wo es hingehört.

Halte dich an die Stoffempfehlungen für das Schnittmuster, denn in Schnittmustern sind Bewegungszugaben vorgesehen, die auf das vorgegebene Material abgestimmt sind. Triff zuerst deine grundsätzliche Materialentscheidung (Webware oder Jersey) und suche dann ein passendes Schnittmuster dafür. Tauschst du Webware gegen Jersey oder umgekehrt, mußt du das Schnittmuster noch sorgfältiger anpassen und die Materialeigenschaften deines Stoffes berücksichtigen. Hier habe ich darüber schon einmal geschrieben.

 

Kontrolliere Längen und Weiten vor dem Zuschnitt

Um ein Etuikleid "auf Figur" schneidern zu können, braucht es Abnäher oder Teilungsnähte, damit der zweidimensionale Stoff deinen dreidimensionalen Körper umhüllt und umschmeichelt. Diese Designdetails müssen an den richtigen Stellen sitzen. Achte darauf, dass Abnäher auf der richtigen Höhe sitzen und im Vorderteil auf die stärkste Stelle der Brust zeigen, aber nicht auf ihr enden. Auch die Abnäher im Rückteil müssen dort am breitesten sein, wo deine Taille am schmalsten ist. Die seitlichen Eckpunkte des langen Taillenabnähers müssen dort sitzen, wo bei dir die Taille ist.

Da sowohl das Vorderteil als auch das Rückteil des Etuikleides in einem Stück geschnitten sind, besteht die Gefahr bei einem Hohlkreuz zu viel Länge im Rücken zu haben. Andererseits brauchst du möglicherweise im Vorderteil mehr Länge, damit der Stoff den Weg über die Brust und den Bauch gehen kann. Um nach dem Nähen nicht überrascht zu sein, ist es notwendig, das Schnittmuster vorher auszumessen und in Länge und Weite anzupassen.

 

Mache ein Schnittmuster zu deinem Maßschnittmuster

Ein Etuikleid anzupassen, ist nicht allzu schwer, aber du kannst dir lange Anpassungsorgien im Nachhinein ersparen, wenn du das Schnittmuster vor dem Zuschnitt kontrollierst und mit deinen Maßen anpasst. So bekommst du ein schnelles und vor allen Dingen auch wiederholbares Erfolgserlebnis.

Falls du es noch genauer wissen willt: Wie du dich korrekt vermisst, Schnittmuster kontrollierst, Abnäher verlegst und somit Schnittmuster zu Maßschnittmustern machst, zeige ich dir gerne in meinem Onlinekurs "Schnittmuster anpassen für Einsteigerinnen" der parallel zum Sew Along stattfindet und am 12.6. beginnt.

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Liebe Meike, hab vielen Dank für diesen tollen und informativen Beitrag! 

Wenn Du noch Fragen zum Vermessen und insbesondere Meike's Kursangebot hast, kannst Du sie gerne direkt per Email unter shop@crafteln.de erreichen.